27.11.2018

alois bischof: das verhängnis

der mann hat den gleichen vater wie seine mutter. gezeichnet von dieser schande des inzestes hat er ein schwieriges leben, das letztlich in alkohol- und gewaltexzessen endet. seine frau hält dies alles aus, trägt ihr leiden als schicksal, das ihr – der strenggläubigen katholikin – von gott auferlegt ist. ihr gemeinsamer sohn, der erzähler, verlässt das elternhaus früh, bewegt sich in der 68er-jugendbewegung, taumelt durch verschiedene sexualbeziehungen und findet letztlich seinen lebensweg als fotograf. aber seine familiengeschichte lässt ihn nicht los.
vor dem hintergrund faszinierend schöner beschreibungen von wetter, dämmerung oder landschaft geht es um abhängigkeit und abstürze, um macht, sexualität und gewalt. der kontrast zwischen grosser sensibilität und beinahe gefühllosem handeln zeigt die zerrissenheit und das leiden eines menschen. letztlich stellt sich die frage, ob suizid die lösung wäre, allem zu entkommen. spannend ist, wie der autor mit stilistischen mitteln die düstere geschichte mit einer für den lesenden wohltuenden distanziertheit zu erzählen vermag.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen