09.04.2019

christoph meckel: suchbild. von meinem vater / suchbild. meine mutter

suchbild. ueber meinen vater
wie ein schatten seiner selbst kehrt der vater aus der kriegsgefangenschaft zurück. verletzt und zerstört versucht er wieder tritt im zivilen leben zu fassen. nur schwer findet er anerkennung als schriftsteller, verdient sich das leben mit kulturjounalistischer arbeit. die suche nach der idylle der vorkriegsjahre, die prekäre lebenssituation und die kruden erziehungsmethoden bestimmen die kaum vorhandene beziehung von vater und sohn.

suchbild. meine mutter
der autor beschreibt seine mutter als kühle frau, die kaum emotionen zeigt und von der er nicht die erwartete zuwendung und liebe erfahren hat. als tochter einer preussischen protestantenfamilie ist sie aus dem norden deutschlands gekommen um einen katholischen mann zu heiraten. literatur, bildung, kultur und gute erscheinung scheinen wichtiger als ihre familie. der krieg trennt sie sieben jahre von ihrem mann. sie zeigt deswegen kaum gefühle, sondern sorgt pflichtbewusst und rational für das ueberleben ihrer selbst und ihrer drei söhne. auch im hohen alter bis zu ihrem tod führt sie ein strenges leben, ihren werten und ihrem glauben zugewandt.

unerbittlich und streng beschreibt der autor all das, was er in seiner jugend erlebt und vermisst hat. die beziehung zu seinem vater ist getrübt von dessen vergangenheit. wie viele deutsche seiner generation stellt der autor die frage nach der geschichte des vaters und muss feststellen, dass dieser den na­tio­nal­sozialismus nicht nur erduldete, sondern – wenn auch nicht mitglied der partei – doch dessen ideen vertrat. in beiden suchbildern fehlt der jeweils andere ehepartner fast gänzlich, als hätten sie nichts miteinander zu tun. mit grosser genauigkeit und einer beachtlichen emotionalen distanz versucht der autor den leben seiner eltern nachzugehen und beschreibt mit starken worten die stimmung in seiner familie.

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