15.12.2019

hans peter hauschild: fluchtversuche

miro sabanovic ist ein romajunge, der seine frühe kindheit in bosnien verbringt. beim ausbruch des jugoslawienkrieges flüchtet die ganze familie nach berlin. vater und mutter sind gewalttätig und schicken ihre kinder auf diebstahltouren. bereits als elfjähriger entdeckt er mehr zufällig, wie er als strichjunge geld verdienen kann. und später entdeckt er auch seine eigene homosexualität, ein tabu in seiner herkunfts­familie. im schwulen milieu berlins lernt er erstmals menschen kennen und lieben. aber er wird auch drogenabhängig und immer wieder von der polizei aufgegriffen. längere gefängnisstrafen und sein strafregister führen letztlich zur abschiebung. heute lebt er mehr schlecht als recht in bosnien.
es ist die erschütternde geschichte eines jugendlichen, der letztlich keine chance hat. die biografie ist ein schonungsloser, berührender text, der einen – trotz der zuweilen reisserischen art – emotional durchaus erreicht. trotzdem bleibt man etwas ratlos zurück. daran ändert auch die anschliessende sozialkritische analyse nichts, die diese geschichte exemplarisch aufzuarbeiten versucht. der wissenschaftliche ansatz bleibt wegen der mangelnden neutralen distanziertheit irgendwie fremd.

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