10.03.2020

linard candreia: der alte russ

mit 17 jahren wandert peter balzer aus dem kleinen bündner dorf alvaneu bad aus. ein engadiner geschäftsfreund seines vaters nimmt den jungen mann mit nach odessa. dort macht er seine ausbildung zum zuckerbäcker und zieht später weiter nach moskau, wo er erfolgreich ein kaffeehaus betreibt. renommiert in der ganzen stadt hat er erlesene kundschaft und trifft sogar den zaren. mit karoline, einer russischen adeligen, hat er nur einen sohn, aber viel zu früh stirbt seine frau und er kehrt zurück in die heimat. dort beschäftigt der vielseitig interessierte sich unter anderem mit homöopathie, und wird im ganzen tal «der alte russ» genannt.
in einer reihe von kurzen kapiteln entfaltet sich ein kaleidoskop der lebensumstände der menschen in den einsamen bergtälern graubündens in der zeit des 19. jahrhunderts. darin eingebettet findet sich exemplarisch die geschichte des protagonisten. die schweiz ist in jener zeit ein auswanderungsland. kinder aus grossen familien sind gezwungen ihr brot im ausland zu verdienen. dieses buch beschreibt nicht nur eindrücklich und farbig die armut der bevölkerung und die emigration aus der schweiz, sondern auch den erfolg eines einzelnen, der dank seines muts und seiner begabung erfolgreich ist. diese faszinierende umsetzung einer geschichtlichen recherche zu einem lebendigen bericht lässt zudem ein bisschen sehnsucht nach dem schwarzen meer und dem alten russland aufkommen.

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