11.10.2020

ljudmila ulitzkaja: jakobsleiter

nach dem tod ihrer grossmutter marjussa erbt nora eine truhe, in der sie den reichen briefwechsel ihrer grosseltern und notizbücher ihres grossvaters jakow findet. schon früh musste das paar trennungen erleben, zunächst im ersten weltkrieg, als jakow in die armee eingezogen und später, als er wegen kritischer aeusserungen nach sibirien verbannt wurde. nora selbst erlebt als bühnenbildnerin und dramaturgin das ende der sowjetunion und führt eine unstete beziehung mit einem verheirateten regisseur. ihr erster mann, ein mathematiker zieht nach new york, wohin sie auch ihren gemeinsamen sohn jurik bringt, weil ihm die gefahr droht in die armee eingezogen und in den tschetschenienkrieg geschickt zu werden. später holt sie ihren inzwischen heroinabhängigen sohn zurück, um ihn in moskau therapieren zu lassen.
es ist nicht ganz einfach, diese weitläufige geschichte zu lesen, die sich auf das leben von zwei verschiedenen generationen konzentriert, die beide in zeiten eines grossen umbruchs leben. die grosseltern zur zeit der oktoberrevolution und den daraus folgenden veränderungen, nora zur zeit der perestroika. während die wiedergabe des briefwechsels oft etwas langfädig daher kommt, wirkt die handlung der aktuellen geschichte spannend, wenngleich sie sprachlich etwas oberflächlich und plakativ bleibt. der interessante geschichtliche hintergrund wird nur in zusammenhängen angedeutet und erfordert eine gewisse kenntnis der politischen ereignisse. nach langem durchhalten kann man sich aber auf einen gelungenen schluss freuen.

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