01.05.2021

nicolas mathieu: wie später ihre kinder

in einer kleinen stadt in lothringen ist nicht mehr viel los. das stahlwerk, der einzige grosse arbeitgeber, ist seit jahren stillgelegt, viele sind arbeitslos, es gibt wenig perspektiven. hier leben der 14-jährige anthony und sein cousin. sein zuhause ist von armut, alkohol und gewalt geprägt. an einem heissen sommernachmittag fahren die beiden mit einem gestohlenen kanu über den see zu einem entlegenen strand. dort trifft anthony zum ersten mal auf steph, tochter wohlhabender eltern, und verliebt sich in sie. steph geht ihm über jahre, bis er erwachsen ist, nicht mehr aus dem sinn. auch wenn sie sich hin und wieder treffen, es kann nicht wirklich etwas werden.
eine geschichte, die im hintergrund der handlung kaum etwas auslässt, was dieser industrielle niedergang nach sich zieht. nicht nur die aus dem süden zugewanderten fabrikarbeiter werden arbeitslos, sondern auch die menschen, die sich im unteren mittelstand wähnten, stürzen ab in prekäre lebensumstände. die jugendlichen, immer wieder von hoffnung und illusionen geleitet, werden bitter enttäuscht und bleiben abgehängt. von diesem genau beobachteten und beschriebenen milieu und den menschen, die darin leben, berichtet dieses buch eindrücklich ungeschminkt und birgt ein brisantes zeitdokument sozialer ver­hält­nisse.

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