mit acht jahren ist der autor und
ich-erzähler aus der ukraine mit seiner familie nach deutschland
gekommen und in einer plattenbausiedlung in leipzig gross geworden.
etwa zwanzig jahre später fällt er den entscheid sich einbürgern
zu lassen. dafür braucht er amtliche dokumente, die ihm eine behörde
in kiew ausstellen muss. so fährt er zurück ins land seiner
kindheit, mit dem ihn ausser ein paar entfernter verwandter nichts
verbindet. die beschaffung seiner papiere ist erstaunlich
unkompliziert, wesentlich schwieriger werden seine
familienbeziehungen. unerwartet reist plötzlich sein vater für eine
grössere zahnbehandlung an und als dessen gesundheitszustand sich
verschlechtert wird ein spitalaufenthalt nötig. aus der kurz
geplanten reise wird eine längere und es wird klar, wie die ablösung
von seiner familie doch nicht so endgültig ist, wie er annimmt.
ein autobiografischer roman, der aus
einer einwanderer- oder flüchtlingsperspektive viele aspekte
aufgreift. in einer ganz eigenen sprache begegnet man hier einer
anderen welt, die witzig und manchmal auch etwas sarkastisch
dargestellt wird. das grundthema – der bruch zwischen der
erlebniswelt von migrierten eltern und ihren kindern – wird ebenso
deutlich, wie die schwierigkeit, zwischen zwei welten, zwei
identitäten gross zu werden. die nie ganz mögliche befreiung aus
familienzwängen kommt in einer liebevoll anmutenden tragik daher. an
diesem bis zur letzten seite spannenden und unterhaltsamen buch hat
mir besonders die mischung aus tiefgründigkeit, spannung und
leichtigkeit gefallen.
27.04.2021
dmitrij kapitelman: eine formalie in kiew
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