14.05.2022

rafael seligmann: lauf, ludwig, lauf!

ludwig wächst in den 1920er-jahren mit seinen geschwistern in einer traditionellen jüdischen familie auf dem land auf. er ist ein guter schüler, besucht das gymnasium und spielt als stürmer in der heimischen fussballmanschaft. als sein vater schwer erkrankt, muss er die schule verlassen um eine lehre als kaufmann zu beginnen. er ist zwischen seinen eigenen ambitionen und den erwartungen seiner familie hin- und hergerissen. der patron seines lehrbetriebes würde ihn gerne als mitarbeiter behalten, doch er fühlt sich seiner familie verpflichtet, kehrt zurück und hilft im familieneigenen betrieb. der aufstieg der nationalsozialisten macht dem friedlichen zusammenleben von christen und juden ein ende. dem so heimatverbundenen ludwig bleibt letztlich nur die flucht mit seinem bruder zu einem onkel in die schweiz. später treffen sich verwandte und freunde in israel wieder, viele sind aber auch in deutschland geblieben und umgekommen.
der roman bietet einen eindrücklichen einblick auf das leben in der zwischenkriegszeit in deutschland mit den politischen verwerfungen der weimarer republik, der inflation und der grossen arbeitslosigkeit. bewegend wird das zerbrechen von freundschaften und sicherheiten beschrieben. auch wenn ludwig als genie und alleskönner daherkommt, was manchmal eher etwas unwahrscheinlich wirkt, bleibt er sympathisch und liebenswert. die figuren sind lebensnah beschrieben, was dem roman eine besondere lebendigkeit verleiht. nicht nur spannend, sondern trotz allem streckenweise auch vergnüglich zu lesen.


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