21.01.2024

anne rabe: die möglichkeit vom glück

drei jahre alt ist stine beim ende der ddr, dem staat, den sie nur vom hörensagen kennt. in diese zeit des umbruchs mit vielen veränderungen, unsicherheiten und gewalt fällt ihre schulzeit und das erwachsenwerden. ihre eltern, zuvor überzeugte parteimitglieder, tun sich schwer mit dem wertewandel. stine und ihr bruder tim durchleben eine schwierige jugend, leiden unter einer strengen erziehung, die auch vor körperlicher züchtigung nicht halt macht. in diesem elternhaus, in dem über vieles geschwiegen wird, erfahren sie zuwendung und liebe nur von ihrer grossmutter. stine wird früh schwanger. ihr einziges ziel ist es, wegzukommen aus der kleinstadt an der ostsee. sie zieht nach berlin, wo sie, von ihren eltern ungern gesehen, mit hans zusammenlebt. sie beginnt sich mit der geschichte ihrer familie aus­ein­ander­zusetzen, geht der frage nach, wie ihre grosseltern unter den wechselnden politischen verhältnissen lebten, vor allem, was sie in der zeit des nationalsozialismus taten. nachforschungen in vielen archiven bringt eine bruchstückhafte geschichte ihres grossvaters paul zu tage. damit tut sich eine schwer auszuhaltende realität über ihn auf. aber auch bei arndt, ihrem anderen grossvater, zeigt sich unrühmliches, was ihr damals rätselhafte wahrnehmungen und kindheitserinnerungen erklärt.
die persönliche betroffenheit in diesem autobiografisch abgestützten buch tritt angenehm in den hintergrund und macht einer realen betrachtung platz. sehr persönlich, streckenweise auch emotional analysiert die autorin selbst erlebte folgen und nachwirkungen des aufgelösten staates ddr. sie eröffnet damit einen blick auf ein stück deutscher geschichte, die oft nicht gesehen werden will und erklärt -- die politische botschaft ist unverkennbar -- damit auch die mit sorge betrachtete politische entwicklung im osten deutschlands. dies alles wird zur spannenden lektüre und trägt bei zu einer besonderen geschichtsstunde.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen