die zwillingsbrüder helmer und henk,
die selbst die mutter nur schwer auseinander halten kann, wachsen auf
einem hof im holländischen flachland auf. der vater bevorzugt henk
in allem und sieht nur in ihm den nachfolger als bauer. aber als
dieser bei einem unfall ums leben kommt, muss helmer sein studium
aufgeben, um auf dem hof zu arbeiten. nach dem tod der mutter und dem
weggang des knechtes jaap, bei dem er immer zuwendung und trost
gefunden hat, bleibt helmer mit seinem vater, für den er immer nur
zweite wahl ist, allein zurück. fast vierzig jahre hat er nun
zwischen kühen verbracht. seinen inzwischen pflegebedürftig
gewordenen vater bringt er in ein zimmer im oberen stock, wo er nicht
mehr weg kann, womit sein einfluss schwindet. als riet, die frühere
freundin seines zwillingsbruders ihn bittet, ihren sohn bei sich zu
beschäftigen lässt er sich darauf ein. die freiheitsliebende,
aufmüpfige und ungezwungene art des jungen mannes lässt helmer über
seine situation nachdenken. als der vater stirbt setzt er seinen plan
um, gibt den hof auf, verkauft die tiere und macht mit jaap, der an
der beerdigung des vaters wieder auftaucht, eine reise nach dänemark.
diese geschichte über ein leben, das
nicht so gelebt werden kann, wie es geplant war, erreicht durch die
karge erzählweise eine ausserordentliche intensität. die sich auf
das wesentliche beschränkenden personenbeschreibungen lenken nie von
der eigentlichen handlung ab und bereichern das gesamte bild. ein
zentrales motiv – der verlust und das fehlen seines
zwillingsbruders – kehrt immer wieder und begleitet die handlung
auf eine ganz besondere weise. durch die machtverhältnisse zwischen
vater und sohn lassen sich die im zentrum stehenden gedanken, wünsche
und träume helmers nicht verwirklichen. so zieht sich sein leben auf
eine beinahe unerträgliche art durch die jahre. daneben tauchen
immer wieder seine latent homoerotisch besetzten betrachtungen auf,
die aber unerfüllte wünsche bleiben. trotzdem – und das ist das
faszinierende – verliert er seinen lebensmut nicht. befreit von der
last folgt er am ende seinen träumen und bleibt, was er selbst
wertfrei feststellt, doch allein.
05.06.2024
gerbrand bakker: oben ist es still
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