07.01.2025

anthony passeron: die schlafenden

in einem ländlichen tal im umland von nizza haben es emile und seine frau mit ihrer metzgerei zu einem gewissen wohlstand und ansehen im dorf gebracht. ihr sohn desiré, auf den alle hoffnungen gerichtet sind, verfällt jedoch dem heroin. er ist nicht der einzige im tal, doch darüber wird nicht geredet. er infiziert sich schon früh mit dem hiv-virus. seine freundin brigitte, die zudem schwanger wird, ereilt das gleiche schicksal. immer mehr zeigen sich symptome von aids, doch man schweigt bis desiré so schwer gezeichnet ist, dass es nicht mehr zu verbergen ist. nachdem er und seine freundin kurz hintereinander sterben, nimmt die grossmutter die vollwaise emilie zu sich. sie ist ein kränkelndes kind: das virus wurde bei der geburt auch auf sie übertragen. zur gleichen zeit arbeiten forscher fieberhaft daran das virus zu isolieren und wirksame substanzen zu erproben. für desiré, brigitte und emilie kommen die erfolge zu spät.
der autor geht in diesem buch der geschichte seines onkels nach. anschaulich beschreibt er das leben seiner grosseltern, die mit stigmatisierung und ausgrenzung ihr ansehen in der dorfgemeinschaft verlieren. aids ist in jener zeit eine krankheit der homosexuellen und der heroinabhängigen. der langen verdrängung von offensichtlichen tatsachen folgen hoffnungen auf ein wunder, bis diese von der realen auseinandersetzung mit der wahrheit und dem aufopfernden einsatz der grossmutter abgelöst werden. in abwechselnden kapiteln wird parallel dazu der langsame und komplizierte fortschritt der forschung beschrieben. nicht nur erfolge und misserfolge lösen sich ab, sondern auch das konkurrenzverhalten und der neid um die erfolge anderer forschender, haben einen einfluss auf den nur langsam sich einstellenden erfolg. spannend bis auf die letzte seite gelingt dem autor ein sachlicher, gesellschaftskritischer und emotional berührender roman.

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