nach der unabhängigkeit angolas wird das leben im
beginnenden bürgerkrieg für die angehörigen der
ehemaligen kolonialmacht gefährlich. ihre jahrzehntelange herrschaft
und ihr verhalten gegenüber der einheimischen bevölkerung hat
folgen. auch die familie von rui sitzt auf gepackten koffern in ihrer
villa in luanda. doch statt ihres onkels, der sie zum flughafen
fahren soll, fährt eine militärische einheit vor um den vater zu
verhaften. ohne ihn kommt die familie in portugal an und wird – wie
viele rückkehrer – in einem hotel untergebracht. im von der
nelkenrevolution erschütterten mutterland werden sie mit ablehnung
und vorurteilen empfangen. auch mit den anderen zurückgekehrten, mit
denen sie auf engem raum untergebracht sind, ist es nicht einfach.
das unwissen über das schicksal des vaters beherrscht den alltag.
rui, der die rolle des familienoberhauptes übernehmen zu müssen
meint, leidet unter dieser verantwortung. es dauert lange, bis sich
die lage normalisiert und sie aus der provisorischen unterbringung in
eine eigene wohnung ziehen können.
neben der entkolonialisierung und deren
folgen stehen die gefühle des jungen rui – aus dessen sicht
erzählt wird – im zentrum der handlung. der verlust seiner freunde
in der alten heimat, die ersten verliebtheiten, die ersten sexuellen
kontakte sind ebenso thema, wie seine schuldgefühle und das
zurechtfinden in einem land, das er bisher nur von der landkarte
kannte. die menschen in seiner umgebung, ihr verhalten, ihre
ablehnung und ihre vorurteile, geben ihm viel zu denken. ein
eindrücklicher roman über ein geschichtliches ereignis, das
ausserhalb portugals kaum wahrgenommen wurde.
14.06.2025
dulce maria cardoso: die rückkehr
08.06.2025
joachim b. schmidt: ósmann
hinten im skagafjord lebt jón
magnússon, genannt ósmann. mit seiner seilfähre setzt er menschen,
tiere und waren über den fluss, lebt aber auch vom robbenfang. hier
gross geworden, hat dieser hünenhafte mann immer da gelebt.
ósmann ist aber auch philosoph, denker und dichter. seine hütte, die
ihm als rückzugsort und schutz vor regen, schnee und kälte dient
ist auch ein ort der gastfreundschaft, wo er seine fahrgäste mit dem
wenigen, was er hat, bewirtet. von schicksalsschlägen nicht
verschont, muss er mehrere seiner kinder zu grabe tragen, muss
zusehen, wie menschen ertrinken, die er nicht retten kann. mit
veränderungen und neuerungen, die seine heimat erreichen tut er sich
auch schwer. immer mehr setzt ihm die schwindende lebenskraft im
zunehmenden alter zu, was seinen entscheid reifen lässt, irgendwann
die erde zu verlassen.
die zu beginn des 20. jahrhunderts
handelnde biografische geschichte ósmanns wird aus der perspektive
eines nicht genauer definierten beobachters erzählt. im zentrum
stehen sein alltag, seine gedankenwelt und das harte leben in einer
gegend, in der die sommer kurz, die winter lang und unwirtlich sind.
neben der realität findet auch die welt der geister und mythen ihren
platz. die detaillierten beschreibungen von landschaft, witterung und
menschen berichten bildhaft vom harten leben im alten island und
tragen einen beim lesen in diese raue welt mit ganz besonderen
menschen.