22.06.2025

martin becker: die arbeiter

als jüngstes kind und nachzügler wird der erzähler in eine bergmanns-familie im ruhrgebiet geboren. der vater ein stiller, manchmal cholerischer mann, der aus gesundheitlichen gründen nicht mehr unter tag arbeitet, die mutter, eine starke frau, die sich nichts gefallen lässt, und drei geschwister sind seine familie. aus eher prekären verhältnissen schaffen sie es dank zuverdienst der mutter und sparsamkeit reihenhaus und auto zu erwerben, doch bleibt geldknappheit immer ein thema. am wirtschaftlichen aufschwung nach dem zweiten weltkrieg haben sie nur ganz gering teil, trotzdem erfüllen sie sich – oft auf ratenzahlung – ihre wünsche. ein schlaganfall der mutter und eine spätere tumorerkrankung des vaters lädt dem jüngsten einiges an verantwortung auf. obwohl er darunter leidet und es seine lebenspläne stört, kann er sich dieser aufgabe nicht entziehen, was ihm aber auch die versöhnung mit seinen eltern bringt.
so treffend genau können die lebensumstände einer arbeiterfamilie wohl nur von jemandem vermittelt werden, der dies selbst erlebt hat. dieser autobiografische roman, der auch die fiktion nicht scheut, wird zu einem zeitdokument über lebensumstände, die es in dieser form kaum noch gibt. viele details illustrieren den alltag dieses lebens zwischen realität und träumen, zwischen kleinen freuden und schicksalsschlägen. aus jedem tief arbeiten sie sich wieder hoch. trotz oder wegen aller schwierigkeiten bleibt der familiäre zusammenhalt bestehen. der autor liefert damit einen spannenden sozial­geschichtlichen beitrag.

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