14.06.2025

dulce maria cardoso: die rückkehr

nach der unabhängigkeit angolas wird das leben im beginnenden bürgerkrieg für die angehörigen der ehemaligen kolonialmacht gefährlich. ihre jahrzehntelange herrschaft und ihr verhalten gegenüber der einheimischen bevölkerung hat folgen. auch die familie von rui sitzt auf gepackten koffern in ihrer villa in luanda. doch statt ihres onkels, der sie zum flughafen fahren soll, fährt eine militärische einheit vor um den vater zu verhaften. ohne ihn kommt die familie in portugal an und wird – wie viele rückkehrer – in einem hotel untergebracht. im von der nelkenrevolution erschütterten mutterland werden sie mit ablehnung und vorurteilen empfangen. auch mit den anderen zurückgekehrten, mit denen sie auf engem raum untergebracht sind, ist es nicht einfach. das unwissen über das schicksal des vaters beherrscht den alltag. rui, der die rolle des familienoberhauptes übernehmen zu müssen meint, leidet unter dieser verantwortung. es dauert lange, bis sich die lage normalisiert und sie aus der provisorischen unterbringung in eine eigene wohnung ziehen können.
neben der entkolonialisierung und deren folgen stehen die gefühle des jungen rui – aus dessen sicht erzählt wird – im zentrum der handlung. der verlust seiner freunde in der alten heimat, die ersten verliebtheiten, die ersten sexuellen kontakte sind ebenso thema, wie seine schuldgefühle und das zurechtfinden in einem land, das er bisher nur von der landkarte kannte. die menschen in seiner umgebung, ihr verhalten, ihre ablehnung und ihre vorurteile, geben ihm viel zu denken. ein eindrücklicher roman über ein geschichtliches ereignis, das ausserhalb portugals kaum wahrgenommen wurde.

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