08.06.2025

joachim b. schmidt: ósmann

hinten im skagafjord lebt jón magnússon, genannt ósmann. mit seiner seilfähre setzt er menschen, tiere und waren über den fluss, lebt aber auch vom robbenfang. hier gross geworden, hat dieser hünenhafte mann immer da gelebt. ósmann ist aber auch philosoph, denker und dichter. seine hütte, die ihm als rückzugsort und schutz vor regen, schnee und kälte dient ist auch ein ort der gastfreundschaft, wo er seine fahrgäste mit dem wenigen, was er hat, bewirtet. von schicksalsschlägen nicht verschont, muss er mehrere seiner kinder zu grabe tragen, muss zusehen, wie menschen ertrinken, die er nicht retten kann. mit veränderungen und neuerungen, die seine heimat erreichen tut er sich auch schwer. immer mehr setzt ihm die schwindende lebenskraft im zunehmenden alter zu, was seinen entscheid reifen lässt, irgendwann die erde zu verlassen.
die zu beginn des 20. jahrhunderts handelnde biografische geschichte ósmanns wird aus der perspektive eines nicht genauer definierten beobachters erzählt. im zentrum stehen sein alltag, seine gedankenwelt und das harte leben in einer gegend, in der die sommer kurz, die winter lang und unwirtlich sind. neben der realität findet auch die welt der geister und mythen ihren platz. die detaillierten beschreibungen von landschaft, witterung und menschen berichten bildhaft vom harten leben im alten island und tragen einen beim lesen in diese raue welt mit ganz besonderen menschen.

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