20.08.2025

andrew mcmillan: herzgrube

eine nordenglische stadt, die nach der schliessung des kohlebergwerks mit ihrem wirtschaftlichen niedergang kämpft, ist alles andere als ein queerfreundliches milieu. hier lebt simon, verdient sich sein geld in einem callcenter und mit sexarbeit. seine wahre passion sind aber seine auftritte als dragqueen in clubs im benachbarten sheffield. sein freund ryan verdient sich sein brot als security in einem einkaufszentrum. simons vater alex war – wie auch sein vater – jahrelang bergmann und die erinnerung an seine arbeit holt ihn immer wieder ein. als er von der beziehung seines sohnes zu einem anderen mann erfährt, geht er gelassen und unaufgeregt damit um. simon ist eher überrascht, denn er weiss noch nichts vom gleichen verlangen seines vaters, das dieser nur sehr verborgen auslebt. simon plant einen auftritt in seiner heimatstadt, der nicht nur die glamouröse drag zeigen, sondern auch eine politische botschaft haben soll.
die kurzweilig zu lesende familiengeschichte erstreckt sich über drei generationen. ohne zu sehr ins detail zu gehen, versteht es der autor ein klares bild über die menschen und ihre lebensumstände entstehen zu lassen. da die emotionen der protagonisten leider etwas an der oberfläche bleiben, lässt sich viel vom leben in dieser maroden umgebung jedoch nur erahnen. der roman bewegt sich auf drei ebenen, von denen zwei die geschichte erzählen und die dritte sich mit einer feldstudie befasst, die die sozioökonomischen verhältnisse darzustellen sucht. sie bleibt hingegen eher ein schwer verständlicher fremdkörper. insgesamt lesenswert ist das buch trotzdem.

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