29.08.2025

linus reichlin: das leuchten in der ferne

die reportagen des alternden kriegsberichterstatters moritz martens sind nicht mehr so gefragt. schon länger fehlen aufträge: er lebt mehr von seinem schwindenden vermögen als von realen einkünften. zufällig lernt er miriam kennen, deren vater ursprünglich aus afghanistan stammt. sie berichtet ihm von einer jungen frau, die sich als mann ausgibt und im dienst eines taliban-führers steht, dort jedoch aussteigen will um in europa ein freies leben zu führen. dafür wäre sie bereit gegen 10'000 dollar ein interview zu geben. darin sieht martens eine berufliche chance und er lässt sich auf diese abenteuerliche geschichte ein. so reisen sie gemeinsam nach afghanistan. dort angekommen stellt sich jedoch heraus, dass miriam ihn getäuscht hat, der grund der reise ist ein ganz anderer.
hier wird eine abenteuerliche, beinahe unwahrscheinliche geschichte so realistisch erzählt, als wäre der autor selbst dabei gewesen. die reaktionen und wertehaltungen der menschen, das handeln der einzelnen personen, der umgang mit wahrheit und lüge zeigen abgründe des lebens unter den taliban auf. bestechend ist die wechselnde, ohne wiederholungen auskommende schilderung der immer gleichen landschaft. trotz der zeitweise gruseligen gewalthandlungen, bei denen blut fliesst und ein menschenleben kaum wert hat, habe ich das buch vor allem wegen der sprachlichen brillanz zu ende gelesen. leider fällt die spannung in der zweiten hälfte des romans etwas ab.

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