leman ist eine junge selbstbewusste
frau. ihre tante selma, die sich früh den konventionen und
familiären verpflichtungen zu entziehen weiss, um ein eigenständiges
leben zu führen, ist
ihr vorbild.
im zu beginn des 20. jahrhunderts zerfallenden osmanischen reich,
entscheidet sich leman ihre geburtsstadt saloniki zu verlassen, um –
als griechin albanischer ethnie – nach tirana zu gehen. dort lernt
sie ihren mann asllan, einen politisch tätigen juristen, kennen. in
den schwierigen zeiten, in denen albanien zankapfel zwischen italien,
deutschland, den alliierten und der sowjetunion ist, kommt ihr sohn
zur welt. mit der machtübernahme der kommunisten nach dem zweiten
weltkrieg wird das leben schwierig, bisherige werte gelten nicht
mehr. asllan wird verfolgt und wegen angeblichem landesverrat zu
einer jahrelangen gefängnisstrafe verurteilt. leman bleibt – trotz
der möglichkeit zur
flucht – bewusst mit ihrem einzigen kind in albanien.
die autorin geht der geschichte ihrer
grossmutter nach. aus familiären erinnerungen, wenigen fotografien,
gesprächen mit menschen, aber vor allem mit nachforschungen in
archiven, entsteht das bild einer starken, selbstbewussten frau, die
aufrecht durchs leben geht, sich den wechselnden politischen und
gesellschaftlichen bedingungen stellt und sich dabei selbst treu
bleibt. das ausleuchten von lebensentscheidungen in totalitären
systemen ist das starke zentrale moment dieses romans. neben viel
geschichtswissen über die politischen prozesse in albanien widmet
sich der text auch vielen ethischen und psychologischen fragen. die
persönlichen schicksale der menschen werden so zu den tragenden
elemente dieses buches.
25.12.2025
lea ypi: aufrecht
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