25.12.2025

lea ypi: aufrecht

leman ist eine junge selbstbewusste frau. ihre tante selma, die sich früh den konventionen und familiären verpflichtungen zu entziehen weiss, um ein eigenständiges leben zu führen, ist ihr vorbild. im zu beginn des 20. jahrhunderts zerfallenden osmanischen reich, entscheidet sich leman ihre geburtsstadt saloniki zu verlassen, um – als griechin albanischer ethnie – nach tirana zu gehen. dort lernt sie ihren mann asllan, einen politisch tätigen juristen, kennen. in den schwierigen zeiten, in denen albanien zankapfel zwischen italien, deutschland, den alliierten und der sowjetunion ist, kommt ihr sohn zur welt. mit der machtübernahme der kommunisten nach dem zweiten weltkrieg wird das leben schwierig, bisherige werte gelten nicht mehr. asllan wird verfolgt und wegen angeblichem landesverrat zu einer jahrelangen gefängnisstrafe verurteilt. leman bleibt – trotz der möglichkeit zur flucht – bewusst mit ihrem einzigen kind in albanien.
die autorin geht der geschichte ihrer grossmutter nach. aus familiären erinnerungen, wenigen fotografien, gesprächen mit menschen, aber vor allem mit nachforschungen in archiven, entsteht das bild einer starken, selbstbewussten frau, die aufrecht durchs leben geht, sich den wechselnden politischen und gesellschaftlichen bedingungen stellt und sich dabei selbst treu bleibt. das ausleuchten von lebensentscheidungen in totalitären systemen ist das starke zentrale moment dieses romans. neben viel geschichtswissen über die politischen prozesse in albanien widmet sich der text auch vielen ethischen und psychologischen fragen. die persönlichen schicksale der menschen werden so zu den tragenden elemente dieses buches.

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