02.08.2012

angelika overath: flughafenfische


er arbeitet auf dem grossen flughafen und betreut das grosse meerwasseraquarium in der transithalle, sie ist eine um die welt reisende, erfolgreiche magazinfotografin, die hier umsteigt und im transit warten muss. die beiden treffen sich und beginnen ein vorsichtiges gespräch, nehmen unsicher kontakt zueinander auf und kommen sich näher. während der gleichen zeit denkt im raucherraum ein mann rauchend und trinkend über die trennung von seiner frau nach. zwei handlungsstränge, die gleichzeitig stattfinden und einander inhaltlich entgegenlaufen.
diese eigentlich spannende anlage der handlung lässt einiges erwarten. leider mäandert die autorin aber durch diese beiden geschichten, die sie sehr ungleichgewichtig nebeneinander stellt, so dass man sich bald zu fragen beginnt, ob sie überhaupt miteinander zu tun haben. gemeinsam ist ihnen eigentlich nur das durchsetztsein mit seitenlangen nebensächlichlichkeiten. genaue beschreibungen über das oeffnen und ausnehmen von austern, endlose anleitungen über das einrichten und unterhalten von meereswasseraquarien, seitenlange abhandlungen über die aufzucht von seepferdchen unterbrechen die an sich schon dünne handlung. man wird beim lesen den verdacht nicht los, dass uns die autorin ihr spezifisches wissen vermitteln – uns belehren – will. auch gelingt es ihr schlecht die stimmungen einzufangen und zu vermitteln. sätze wie: «sie sah auf die abflugtafel, die monumental über dem menschenhoch belebten bodenraum aufstieg» oder «der raum hatte einen beruhigend dröhnenden sound, ein umwälzendes schaufeln, ein gewaltiges strömen und brausen», tragen nicht wirklich zur lesefreude bei. endgültig vergeht die lust am lesen aber dann im neunten kapitel:« ...und heimlich beuge ich mich über fraktale. das wissen sie nicht. seltsame autodidaktische affinität zu diesen sich selbst organisierenden monstern, zu diesem auswuchern notwendiger freiheit und freier notwendigkeit die unendlichkeit sich selbst konstituierender figuren, in sich symmetrisch und unvorhergesehen wandelbar...».
vielleicht wäre es besser gewesen ein kochbuch, eine anleitung zum betrieb von meerwasseraquarien und ein buch über geometrische oder biochemische erkenntnisse zu schreiben, der rest der handlung zwischen den menschen hätte dann in einem kleinen fotoromanzo platz gefunden.

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