alte menschen aus dem bündner oberland erzählen aus ihrem leben und zeichnen damit ein bild aus einer zeit, die noch keine hundert jahre zurück liegt. in den grossen familien mit oft mehr als zehn kindern mussten damals alle mitarbeiten um das auskommen zu sichern. für schule und ausbildung reichte es oft nur knapp und nicht für alle. die katholische kirche hatte eine unvorstellbare macht und in den dörfern waren die stellung der einzelnen familien klar. frauen hatten kaum rechte und unterlagen ungeschriebenen bekleidungsvorschriften. geheiratet wurde nur katholisch, oft innerhalb des dorfes oder mit jemand aus der näheren umgebung. oft wusste man in den langen wintern nicht, ob die vorräte reichten und hatte schulden im dorfladen. während des zweiten weltkrieges lag die ganze last auf den schultern der frauen. reisen gab es nicht, oft kam man kaum einmal ins nachbardorf. und trotzdem waren die menschen mit ihrem leben zufrieden. cornelia vinzens hat erstaunliche und berührende portraits von menschen gezeichnet. diese erzählungen werden zu einem stück erzählter und schriftlich festgehaltener geschichte, die einen grossen schatz darstellen. das schön gestaltete, zweisprachige buch lässt die erinnerung an eine zeit auferstehen, die droht vergessen zu gehen. | persunas attempadas dalla surselva raquentan da lur veta e dattan in maletg dad in temps avon meins che tschien onns. en grondas familias, savens cun pli che diesch affons, stuevan tuts gidar a segirar l'existenza. per la scola e l'educaziun tunscheva ei strusch e meinsvart buca per tuts. la baselgia catolica veva ina pussonza inimaginabla ed els vitgs fuva la situaziun sociala da mintga famiglia enconuschenta. dunnas vevan bunamein negins dretgs e stuevan sevestgir suenter reglas socialas. maridau vegneva mo denter catolics, savens enzatgi dil vitg ni forsa d'ina vischnaunca vischinonta. duront ils liungs unviarns savev'ins darar, sche las provisiuns tonschien. savens stuev’ins far deivets ella stizun. duront la secund’ uiara mundiala purtavan las dunnas gl'entir buordi. viadis fagev'ins buc, ins vegneva strusch ina gada el proxim vitg. malgrad tut eran ils castgauns cuntents cun lur veta. cornelia vinzens presenta purtrets marviglius e commuentonds. quels raquents ein per in ton dai vinavon a bucca ed era a scret. en tuttacass ein quei historias che representan in grond scazi. il cudisch biling, fatgs cun gronda premura, salva las regurdientschas d'in temps, ch'ei periclitaus dad ir a piarder. |
30.08.2017
cornelia vinzens:
nus savevan da nuot auter / etwas anderes kannten wir nicht
25.08.2017
luís llach: die frauen von la principal
seit
drei generationen wird das weingut la principal von jeweils einer
frau – grossmutter, mutter, tochter – geleitet. eigenständig und
selbstbewusst führen sie nicht nur die geschäfte und sorgen sich um
ihre angestellten, sondern ebenso folgen sie ihren herzen und wählen ohne rücksicht auf
ihren sozialen stand ihre männer aus.
während
der zeit des spanischen bürgerkrieges findet man die leiche eines
ehemaligen angestellten vor dem haus. als die damals eingestellten
ermittlungen wieder aufgenommen werden, kommt viel ueberraschendes
und unerwartetes zutage.
vor
dem hintergrund spaniens der 1940er jahre, mit der noch jungen
diktatur francos, dem einfluss der katholischen kirche und mit den
forderungen katalanischer unabhängigkeit konfrontiert, erleben die
wohlhabenden und einflussreichen frauen, wie sehr geschicktes
verhandeln und die eigene autorität den lauf der dinge beeinflussen
kann.
eine
spannende und einzigartige geschichte, die sich zwischen familiensaga
und kriminalroman bewegt und die mit hervorragend gezeichneten
figuren aufwartet.
20.08.2017
john von düffel: schwimmen
es ist
beinahe ein ultimatives essay für schwimmerinnen und schwimmer. die
begegnung mit dem anderen element, dem wasser, wird hier mit einer
leichten, schönen und treffenden sprache beschrieben. schwimmen ist
nicht nur sport, es ist auch meditation, stille und emotion. so
vielfältig das erleben des schwimmens sein kann, so vielfältig sind
die einzelnen kapitel dieses buches.
ein
kleines buch, das es in sich hat und auch nichtschwimmenden und
wasserscheuen die lust auf wasser wecken kann.
18.08.2017
graham swift: ein festtag
jane,
ein dienstmädchen, und paul, der sohn der begüterten nachbarn haben
schon seit einiger zeit ein verhältnis. sie treffen sich an
verschwiegenen und geheimen orten. paul wird aber in zwei wochen
standesgemäss eine andere frau heiraten. doch zuvor gibt es diesen
sonntag, an dem niemand zuhause ist. jane und paul lieben sich zum
ersten mal in seinem zimmer. der abend kommt und der tag mündet in
eine katastrophe. lange später blickt jane als alte frau und
bekannte schriftstellerin zurück auf diesen einen tag, der ihr leben
veränderte.
ein
beinahe etwas frivoler roman, der die gesellschaftlichen unterschiede
und die damalige moral treffend beschreibt. tiefgründig und trotzdem
leicht zu lesen ist er ein juwel.
14.08.2017
thomas meyer: trennt euch!
«es
passt oder es passt nicht» —
dies ist die radikale these dieses essays, und da es in beziehungen
meistens nicht passt und auch nie passen wird, wird uns geraten uns
zu trennen. ein radikales und konsequentes essay, dem eigentlich
nichts entgegenzustellen ist. immer wenn man beim lesen wieder ein
«aber...» denkt, folgt gleich die entkräftende passage zum thema.
einzig die gegenthese, ob es denn auf immer passt, wenn es passt,
wird nicht behandelt.
ein
sehr lesenswertes, sprachlich genial geschriebenes buch, das aber den
ganzen bisherigen lebensentwurf und die ganze momentane beziehung in
frage stellen oder in brüche gehen lassen kann und das somit auch
die definitive befreiung bringen kann. den entscheid überlässt es
aber immer dem lesenden. und das passt!
11.08.2017
alissa ganijewa: eine liebe im kaukasus
als
sich marat und patja zufällig treffen, verlieben sie sich gleich
ineinander. aber so einfach ist das nicht. beide sind im sommer aus
moskau in ihre heimat dagestan zurückgekommen. beide erwartet das
gleiche: sie sollen von ihren eltern verheiratet werden. marats
mutter präsentiert ihm eine liste von anwärterinnen, patja wird
bedrängt von timur, mit dem sie ein halbes jahr auf facebook
gelegentlich chattete, der sich aber in wirklichkeit als
konservativer und traditioneller junger mann herausstellt.
schliesslich aber können sich die beiden durchsetzen und die
hochzeit ist anberaumt. der hochzeitstag endet überraschend, doch
beim genaueren hinsehen ist das alles keine ueberraschung.
zwei
jungen menschen, die sich ihre liebe gegen althergebrachte
traditionen und ueberlieferungen erkämpfen müssen. mit einem
genauen auge und grossem wissen beschreibt die autorin vor dem
hintergrund dieser ursprünglich traditionellen gesellschaft, in der
nach dem ende der sowjetunion die alten werte wieder erstarken, diese
spannende und emotionale geschichte zweier liebenden. allein durch
die genaue beschreibung gewährt sie uns einen sozialkritischen
einblick in die konflikte zwischen archaischen strukturen und dem
einfluss der moderne.
07.08.2017
marilynne robinson: lila
doll,
eine wanderarbeiterin, nimmt lila als findelkind mit und zieht sie
gross. ein hartes leben in armut ist ihr alltag. erwachsen schlägt
sich lila alleine durchs leben und lernt einen älteren prediger
kennen. sie zieht zu ihm und zwischen ihnen entsteht eine
liebesbeziehung. sie heiraten und lila wird schwanger.
die
ganze geschichte ist ziemlich schwierig zu lesen.
handlungsteile, die kaum miteinander zu tun haben, eingefügte
bibelzitate, die nicht immer mit dem geschehen einhergehen und
permanente zeitsprünge erfordern eine grosse aufmerksamkeit. es tauchen figuren auf, deren rolle sich nicht erschliessen
lässt, weil ihr tun entweder keinen bezug zur geschichte hat oder
keinen abschluss findet. die ungewöhnliche, manchmal beinahe
abenteuerliche sprache stört den lesefluss.
bis
zum ende wurde mir nicht klar, welche botschaft der autorin mit
diesem roman wichtig war.
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