jung, schön und etwas hedonistisch –
das ist gudrun, deren lebensgeschichte hier erzählt wird. schon
während der schulzeit ist sie glücklich mit martin, ihrer ersten
grossen liebe. dem paar scheint in den 1930er-jahren in mainz nichts
im wege zu stehen. wegen der politischen verhältnisse ist ihre
jugendfreundin margot bereits in die vereinigten staaten emigriert.
die immer lauter werdenden nazis werden von gudruns jüdischer
familie mehr oder weniger als vorübergehende erscheinung eingestuft.
aber es kommt anders. gudrun gelingt es gerade noch deutschland zu
verlassen, strandet mit vielen anderen flüchtlingen in shanghai, ihr
vater bringt sich am tag vor seiner deportation um, ihre mutter wird
in treblinka ermordet. nur dank ihrer stärke und ihrem wagemut
überlebt gudrun die odyssee der emigration, muss viele kompromisse
machen und prinzipien über bord werfen. nach ende des krieges
beginnt sie in london ein weiteres mal ihr leben aufzubauen. später
zurückgekehrt ins zerstörte mainz trifft sie auf frühere bekannte,
die sich ihr gegenüber verhalten als wäre nichts gewesen. in einem
prozess gegen einen früheren gestapo-mann, der sie damals verhaftet
und sie sehr anständig behandelt hatte, sagt sie auf seine bitte hin
als zeugin aus. und nach vielen jahren in denen nur brieflicher
kontakt mit margot möglich war, gibt es ein emotionales wiedersehen.
in diesem überzeugenden und in sich
stimmigen roman erhalten die vielen flüchtlingsschicksale, die sonst
in der masse oft anonym bleiben, ein gesicht. am stärksten wird der
roman gegen ende, als gudrun auf die früheren bekannten trifft.
diese ganze geschichte steht stellvertretend für unzählige
schicksale von verfolgten des nationalsozialismus und macht durch
diese direktheit auf eine ganz besondere weise betroffen. es ist ein
– beim gewicht des themas – erstaunlich leicht daherkommendes
buch.
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