das nordfriesische dorf
brinkebüll erlebt seit den 1970er jahren viel veränderung. seit der
grossen flurbereinigung ist die landschaft völlig umgestaltet. die
kleinbetriebliche landwirtschaft ist untergegangen, nur wenige höfe
überleben. die jungen verlassen die dorfgemeinschaft und ziehen in
die städte; dorfladen und schule schliessen. in die verlassenen
gebäude ziehen junge menschen aus der stadt, die ein anderes leben
führen. in diese welt kehrt ingwer feddersen zurück. er lebt seit
jahren in kiel in einer wohngemeinschaft. seine grosseltern, die ihn
anstelle seiner eltern grossgezogen hatten, brauchen hilfe und
unterstützung. mit anderen augen betrachtet er die kleine welt
seiner kindheit und entdeckt seine liebe zum dorf neu. es schmerzt
ihn zu sehen, was alles verloren gegangen ist.
ein heimatroman der ganz
besonderen art: als wäre sie selbst darin gross geworden beschreibt
die autorin mit grosser genauigkeit das leben und die geschehnisse.
in den kapiteln wechselt sie immer wieder die perspektive: gegenwart
und vergangenheit. so wird man langsam an die wirklichen geschichten
der menschen herangeführt, erfährt langsam all die dinge, über die
man im dorf nicht redet, einen mantel des schweigens legt. treffend
ist die beschreibung der verschlossenheit und teilweisen
rückwärtsgewandtheit der menschen im dorf, die sich doch immer
wieder – manchmal freiwillig, manchmal auch eher unfreiwillig –
auf neues einlassen. und ausserordentlich berührend zu lesen sind
die vielen schwierigen momente der pflege der beiden grosseltern.
ganz speziell sind die vielen plattdeutschen dialoge, die zu lesen
nach kurzer einübung eigentlich kein problem mehr darstellen und mit
denen ein weiterer verlust – der der angestammten sprache –
ausgezeichnet skizziert wird.
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