30.06.2019

daniel de roulet: die blaue linie


max, arrivierter und erfolgreicher architekt, der projekte auf der ganzen welt betreut, läuft den new york-marathon. in seiner jugend war er teil der anti-akw-bewegung. sein erster langer lauf war die flucht durch die nacht nach der sprengung des informationspavillons auf dem bauplatz in kaiseraugst. während er der blauen linie entlang durch manhattan, queens, brooklyn und die bronx läuft, kommen diese und viele andere erinnerungen aus seinem leben hoch. der widerspruch in seiner lebensgeschichte wird für ihn greifbar.
faszinierend sind die akribisch genauen beschreibungen der spannung im vorfeld des laufes und der empfindungen im körper, während der strapazen. genau gezeichnet sind auch die unterschiedlichen kulissen, die sich vor den läufern auftun und die die sozialen unterschiede der einzelnen stadtteile aufzeigen. die erinnerung an jene fluchtnacht bleibt eher kommentarlos erzählt. diese geschichte, die exemplarisch stehen kann für die biografie vieler altachtundsechziger kommt in einer komplexen, sehr schönen sprache daher.

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