21.06.2019

francesca melandri: ueber meereshöhe

ende der 1970-er jahre sind zwei menschen auf einer fähre unterwegs, die sie zur gefängnisinsel bringt. luisa besucht ihren mann, der im jähzorn einen mord begangen hat, und paolo, seinen sohn, der als terrorist attentate verübt hat. die besuche verlaufen schwierig und erfüllen ihre erwartungen nicht. aber ein aufkommender sturm vereitelt die rückfahrt aufs festland, die beiden müssen die nacht auf der insel verbringen. so beginnen sie miteinander zu reden und finden gegenseitiges verständnis und vertrauen.
mit grosser atmosphärische dichte beschreibt die autorin geschehnisse und nicht immer einfache begegnungen. faszinierend, wie die jeweils nur mit wenigen worten skizzierten personen gestalt annehmen und ihr profil erhalten. ohne aufdringlich zu werden gelingt es francesca melandri fast beiläufig, den fokus auf die rolle der frauen zu richten. man erfährt einiges über die repression des staates und seiner funktionsträger. trotz des schwergewichtigen themas und einer relativen vielschichtigkeit, kommt der roman leicht und spannend daher.

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