31.10.2019

alain claude sulzer: unhaltbare zustände

in einem führenden warenhaus der stadt arbeitet robert stettler seit vielen jahren als dekorateur. seine im immer gleichen jahresrhythmus sorgfältig und aufwändig gestalteten schaufenster sind ein inbegriff solider qualität. eines tages wird ein junger kollege eingestellt, der mit neuen ideen viel erfolg hat und von stettler als konkurrent empfunden wird. diese entwicklung geschieht um 1968, der zeit der studentenrevolten. mit den sich verändernden zeiten geraten auch seine wertvorstellungen ins wanken; er realisiert, dass seine zeit abgelaufen ist. seit seine mutter gestorben ist, lebt er alleine sein streng geregeltes, aber einsames leben. nur ein briefwechsel mit der von ihm bewunderten radiopianistin lotte zerbst hält ihn noch aufrecht und er hofft auf eine begegnung mit der künstlerin.
was für eine ergreifende, gehaltvolle geschichte eines menschen in zeiten gesellschaftlichen umbruchs. die auseinandersetzung mit dem aelterwerden und der konfrontation mit der nachfolgenden generation, die die geltenden werte in frage stellt, gelingt ihm schlecht. unsicherheit, machtverschiebungen, vermeintliche feindschaften beginnen seine arbeitswelt zu dominieren. hier wird ein aktuelles thema aufgenommen, das heute viele menschen betrifft. allein die beschreibung des einsamen lebens stettlers lohnt schon, sich in diesen text zu vertiefen. ein zutiefst menschlicher roman der subtil die befindlichkeit der protagonisten beschreibt.

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