08.02.2020

dževad karahasan: sara und serafina

dieser roman handelt in den 1990er-jahren während des jugoslawienkrieges. sara ist lehrerin und lebt mit ihrer erwachsenen tochter antonija im sarajevo. die stadt ist durch einen belagerungsring de facto abgeriegelt, nur ein geheimer tunnel unter dem flughafen stellt die einzige verbindung zur aussenwelt dar. saras schwester andjelina -- schon lange in zagreb verheiratet -- will für die beiden die passage organisieren. sara denkt nicht daran wegzugehen, ihre tochter hingegen schon. die vorbereitungen sind kompliziert und letztlich scheitert antonijas reise. sara ist so verzweifelt, dass sie sich das leben nehmen will, indem sie über eine strassenkreuzung läuft, wo heckenschützen auf alles schiessen, was sich bewegt.
dieser text blickt hinter die schlagzeilen, die kriege machen, hinein in die welt von menschen, die nichts anderes wollen als friedlich zusammenzuleben. aber selbst einfachste dinge werden kompliziert, persönliche beziehungen werden wichtig und die bisher völlig unwichtige ethnische oder religiöse zugehörigkeit beginnt über tod und leben zu entscheiden. dieses höchst philosophische buch, in dem es dem autor gelingt, anhand einer beispiellos normalen geschichte zu zeigen, wie alle werte und sicherheiten verloren gehen oder sich ins gegenteil drehen, lässt einen betroffen zurück.

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