28.02.2020

elisabeth plessen: die unerwünschte

sie sind adelig und grossgrundbesitzer, aber das 20. jahrhundert bringt viele veränderungen und damit auch den untergang der alten werte. ernst august, der patriarch, ist der letzte seiner art. die für ihn wichtige männliche erbfolge erleidet durch den tod zweier söhne im zweiten weltkrieg eine empfindliche einbusse. die hälfte seiner güter geht an stefanie, seine tochter, die auf ihren wirklich geliebten mann verzichtet und nach dem willen der familie standesgemäss heiratet. die eher unglückliche bewirtschaftung der güter trägt zu deren niedergang ebenso bei wie der zerfall der familienstrukturen. die meisten der nächsten generation verabschieden sich endgültig aus den althergebrachten traditionen und zwängen und beginnen ihr eigenes, selbstbestimmtes leben zu führen.
das buch gibt einen kritischen rückblick auf die damaligen verhältnisse und die entwicklungen bis heute. mit der grosseltern- und elterngeneration verschwinden nicht nur regeln und gewohnheiten, sondern auch der besitz und das vermögen werden weniger. die jungen tragen noch die namen und titel, mit denen sie sehr unterschiedlich umgehen. das ignorieren der veränderungen treibt die alten in eine von ihnen unverstandene isolation. die autorin – selbst nachfahrin einer solchen familie – schafft mit ihrem analytisch beobachtenden rückblick einen einzigartigen einblick in verhältnisse, die die meisten nur vom hörensagen kennen.

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