22.04.2020

daniel hope: familienstücke

der berühmte violonist hat seit langem das foto des hauses seiner urgrosseltern neben seinem schreibtisch. auf einer konzertreise nach berlin steckt er es mit der absicht ein, zu dieser adresse zu gehen, um sich den ort einmal anzusehen. dies ist der anfang seiner familiengeschichtlichen nach­forschungen. selbst in durban geboren und in london aufgewachsen findet er grosseltern und urgrosseltern in irland und deutschland. in der weitverzweigten verwandtschaft gibt es wohlhabende juden, die vor den nazis flüchten müssen, aber auch wehrmachtsangehörige, die karriere machen und mit hitler zu tische sitzen. in südafrika finden sich apartheidsgegner aber auch unterstützer dieses systems. sein irischer urgrossvater wandert wegen der grossen armut nach england aus, von wo er sich als soldat verdingt und so letztlich nach südafrika kommt. aus all dem zeichnet daniel hope zusammen mit der co-autorin susanne schädlich ein exemplarisches panorama von migration im 20. jahrhundert.
diese spannende und sehr persönliche geschichte, beschreibt viele seiner vorfahren mit ihren persönlichen stärken und schwächen. eine akribische suche nach zeugnissen und dokumenten hilft ihm, sich ein bild einiger seiner verstorbenen familienmitglieder zu machen. bei anderen ist er auf beschreibungen von noch lebenden verwandten oder auf vermutungen angewiesen. einen teil des buches widmet er auch seinen kindheits- und jugenderinnerungen, seinem aktuellen leben und seiner momentanen konzerttätigkeit. der vergangenheit stellt er so die gelebte gegenwart entgegen. ein interessantes buch – illustriert mit fotografien – in dem daniel hope auch viel von sich selbst preisgibt.

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