06.04.2020

gusel jachina: wolgakinder

wir schreiben das jahr 1916. schauplatz ist das kleine von deutschen bewohnte dorf gnadental in der steppenlandschaft an der wolga. hier führt jakob bach als lehrer der dorfschule ein ärmliches, aber strukturiertes dasein. als er von jenseits des flusses von einem reichen bauern den auftrag erhält, dessen tochter klara zu unterrichten, verändert sich sein leben: die beiden verlieben sich ineinander und sie werden später mann und frau. als klara bei der geburt des ersten kindes stirbt, muss jakob bach in der abgeschiedenheit des hofes für das kleine mädchen sorgen. nachrichten über die veränderungen in gesellschaft und staat finden den weg nicht hierher, die zeit scheint stillzustehen. als ein paar jahre später eines nachts wassja, ein herumstreichender gassenjunge, ins haus einbricht und dann bei ihnen bleibt, beginnt die loslösung der tochter vom vater. durch die kollektivierung der erziehung in der jungen sowjetunion werden die kinder vom vater getrennt. er kann sie nicht aufhalten ihre eigenen wege zu gehen und den versprechungen der neuen gesellschaftsordnung zu folgen.
realistisch, märchenhaft und mystisch ist dieses buch, das sich vor dem hintergrund der gründung der sowjetrepublik der wolgadeutschen abspielt. es beleuchtet das leben von einfachen menschen in einem politischen umbruch, aber auch eine ganz spezielle liebes- und familiengeschichte. die beinahe sechshundert seiten sind nicht immer gleich spannend aber immer irgendwie unterhaltsam zu lesen. etwas aus dem zusammenhang fallen die auftritte stalins in verschiedenen kapiteln.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen