25.06.2020

philipp tingler: schöne seelen

die ganze geschichte ist im milieu der «reichen und schönen» im heutigen zürich angelegt. millvina liegt auf dem sterbebett in einer schönheitsklinik, dieser letzte eingriff war zuviel. ihre tochter mildred nötigt ihren mann viktor mehr oder weniger dazu eine psychotherapie zu machen. viktor, der gar keine lust darauf hat, sondern sich lieber seinem hobby, der laienschauspielerei, zuwendet, gewinnt seinen freund oskar dafür: stellvertretend für ihn soll er die therapiestunden besuchen. doch es dauert nicht allzu lange und der zufall will, dass dieses konstrukt auffliegt: ein abend absoluter dramatik entwickelt sich.
der roman hat das zeug zu einer bitterbösen karikatur dieser gesellschaft der neureichen. teuerste attribute werden hier zur schau gestellt, exklusivste markenartikel sind die kulisse, gegenseitiger neid und unehrlichkeit beherrschen das feld. was zu beginn amüsant und kurzweilig daherkommt, verliert bald über weite strecken an komik und spannung, erst gegen schluss nimmt die handlung wieder fahrt auf. schliesslich macht aber die bestechend reiche und virtuose sprache das lesen zur freude und lässt die längen in den hintergrund treten.

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