22.11.2021

eva menasse: dunkelblum

einst mitten in der donaumonarchie, heute hart an der österreichisch-ungarischen grenze, liegt dunkelblum, der ort der handlung. seit dem zweiten weltkrieg am rande westeuropas und etwas verschlafen, ändert sich kaum noch etwas für die hier ansässigen, die beinahe alles voneinander wissen, aber über vieles schweigen. doch die erinnerungen an die nazi-zeit und ein furchtbares verbrechen lassen sich nicht mehr verdrängen, als plötzlich ein fremder auftaucht, man auf einem feld ein unbekanntes skelett ausgräbt und ein junges mädchen verschwindet. die ankunft und beherbergung einer grösseren gruppe von ddr-flüchtlingen bringt unerwartet alte und neue machtverhältnisse an den tag.
mit angemessenem humor und einzigartigen bildern führt uns die autorin durch das biotop einer komplexen dörflichen schicksalsgemeinschaft. menschliche schwächen und unerfüllte wünsche begleiten das leben im ort ebenso, wie all die geheimen vermutungen und unausgesprochenen verdächtigungen. treffende schilderungen der einzelnen personen und deren handeln führen einen ganz nahe an diese menschen heran. sprachlich genial und präzis wird hier jeder stimmung und jedem gefühl rechnung getragen. in diesem roman öffnet sich exemplarisch ein geschichtspanorama, das eine kaum zu glaubende realität beschreibt. spannend von der ersten bis zur letzten seite ist es eines dieser bücher, von denen man hofft, es blieben immer noch ein paar kapitel zu lesen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen