11.12.2021

tabea steiner: balg

antonia zieht mit ihrem mann chris zurück aufs land in ihr heimatdorf. ihr erst vor kurzem geborener sohn timon stellt sie schon früh vor viele herausforderungen und lässt letztlich ihre beziehung scheitern. chris zieht zurück in die stadt, antonia bleibt als alleinerziehende mutter zurück. bald gerät sie in wirtschaftliche schwierigkeiten und muss eine schlecht bezahlte arbeit annehmen. so vernachlässigt sie ihren sohn zunehmend. timon beginnt früh aufzufallen, schlägt andere kinder in der schule und lässt sich immer weniger sagen. einzig zu valentin, einem alten mann im dorf, der früher lehrer war und nun die post austrägt, findet timon etwas vertrauen. aber das wird nicht gern gesehen und gibt zu reden, denn um valentin ranken sich gerüchte, weshalb er den schuldienst damals verlassen hat.
in einem einfachen, klaren und virtuosen bericht führt die autorin die beiden hauptgeschichten nur beobachtend und nicht wertend zusammen. timon, der immer wieder schwierigkeiten macht und seine überforderte mutter werden mit ihrer prekären situation genau so überzeugend dargestellt, wie die ausgrenzung von valentin. erst spät erfährt man mehr über die früheren ereignisse, was dem roman eine gewisse spannung verleiht. der prägnante text kommt wie aus einem guss daher, braucht weder kapiteleinteilungen noch andere strukturen und bleibt trotz der vielen und schnellen perspektivenwechsel gut lesbar. auch wenn sich nicht alle probleme lösen und das gestern immer wieder einen einfluss auf das heute hat, endet das buch offen auf eine versöhnliche art. am ende bleibt das wissen um die vielen kinder, die einfach schlechte startbedingungen haben, und die hoffnung, dass sie auf jemanden treffen, dem sie vertrauen können.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen