als charles zufällig das bild von siân
richards in der zeitung sieht, erinnert er sich an das jugendlager,
in dem sie sich mit 14 jahren getroffen und sich verliebt hatten. die
gleichen gefühle sind sofort wieder da und lassen ihn nicht in
ruhe. er schreibt ihr nun 31 jahre später und bittet sie
unverbindlich um ein treffen. sie antwortet und willigt ein. beide
sind inzwischen verheiratet und eltern und führen ein geordnetes
leben. sofort ist beim wiedersehen die gegenseitige anziehung wieder
da und beginnt ihr bisheriges leben in frage zu stellen. sie treffen
sich weiterhin, beide sind getrieben, vom wunsch zusammen zu sein.
nichts ist mehr, wie es einmal war.
ganz behutsam beginnt die handlung
immer schneller zu drehen und entwickelt einen sog, dem nicht nur die
beiden liebenden unterliegen. beim lesen kann man kaum noch
innehalten. sehr nahe an den gefühlen und zweifeln führt uns die
autorin durch die geschichte. der text bleibt konzentriert und
beschränkt sich auf das wesentliche und wirkt – das ist das
faszinierende daran – keinen moment moralisierend.
20.11.2022
anita shreve: eine gefangene liebe
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