als matilda noch keine sieben jahre alt
ist, stirbt pascal, ihr alleinerziehender vater. für pascals bruder
tobias und dessen partner michael ist es selbstverständlich, dass
sie für das mädchen sorgen werden; die behörden entscheiden jedoch
anders. lucia, die mutter, kommt aus mexiko in die schweiz um ihre
tochter abzuholen. in der neuen heimat trifft matilda auf lucias
familie, in der sie liebevoll aufgenommen wird. während ihrer jugend
verliert sie auch ihre mutter, sie kann sich aber auf ihren
stiefvater und ihre grosseltern verlassen. sie studiert psychologie,
lernt als junge frau ihren mann kennen und wird selbst mutter.
gleichzeitig beschäftigt sie die fehlende erinnerung an ihre ersten
lebensjahre immer mehr. parallel dazu erfahren wir über tobias und
michael, dass deren versuche kontakt aufzunehmen scheitern und all ihre
briefe unbeantwortet bleiben. der seinerzeitige entscheid, einem
männerpaar die sorge um das kind nicht zu erlauben, belastet tobias
schwer. nach einer langen lebenskrise beginnt er, sich für die
rechte gleichgeschlechtlicher paare einzusetzen. kurz vor dem ende
wendet die geschichte sich zum guten, ein erster kontakt kommt
zustande.
die klar strukturierte sprache mit eher
kurzen sätzen hindert etwas den lesefluss. der gut und leicht
verständliche text erinnert irgendwie an ein jugendbuch. trotz der
zahlreich auftretenden personen und der teilweise abrupten
szenenwechsel, verliert man den ueberblick nicht, auch wenn
wiederholt gewisse sequenzen etwas isoliert dastehen, die keinen
wirklichen bezug zum handlungsverlauf haben. die figuren bleiben
etwas blass und nicht so greifbar: alle sind irgendwie schön,
sympathisch, wohlhabend und leben in geordneten verhältnissen. der
roman versucht vielen themen gerecht zu werden, was ihn überladen
daherkommen lässt. viele realistische ereignisse und handlungen
wechseln ab mit psychologisierenden abschnitten, was etwas
konstruiert wirkt. das buch bietet aber einen beitrag zur diskussion
über erziehung und kinderbetreuung ausserhalb traditioneller
familienstrukturen.
06.11.2022
regula portillo: andersland
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