13.12.2022

emilia smechowski: wir strebermigranten

ein jahr vor dem fall der berliner mauer kommt emilia mit ihren eltern nach westberlin. sie sind aussiedlerdeutsche und erhalten deshalb unkompliziert schnell deutsche pässe und müssen nicht mit der unsicherheit eines asylverfahrens leben. sie gelten als deutsche, verleugnen ihre herkunft, lernen intensiv deutsch und machen alles für eine totale integration. in der oeffentlichkeit sprechen sie nicht polnisch und vermeiden jeden kontakt mit anderen landsleuten. emilia geht dieses verhalten in fleisch und blut über. sie spricht nie über ihre herkunft. den druck zuhause hält sie aber nicht mehr aus, zieht mit sechzehn jahren aus und hält sich mit gelegenheitsjobs über wasser. nach einer ausbildung zur opernsängerin kommt sie zum journalismus, beginnt einen anderen blick auf ihre ursprüngliche heimat zu erhalten und definiert letztlich ihre identität neu.
dieses buch ist ein etwas anderer beitrag zum thema migration. es thematisiert eine einwanderergruppe, der es gelingt, sich ziemlich unsichtbar zu machen. wie assimilation und integration über alles gestellt wird, lässt einen beinahe etwas aufschrecken. der autobiografische text wird ergänzt durch analysierende kapitel, die das ganze in den mir weitgehend unbekannten kontext der aussiedlerdeutschen stellen. das buch findet ein versöhnliches ende und schliesst den kreis der handlung auf eine schöne art.

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