ein jahr vor dem fall der berliner
mauer kommt emilia mit ihren eltern nach westberlin. sie sind
aussiedlerdeutsche und erhalten deshalb unkompliziert schnell
deutsche pässe und müssen nicht mit der unsicherheit eines
asylverfahrens leben. sie gelten als deutsche, verleugnen ihre
herkunft, lernen intensiv deutsch und machen alles für eine totale
integration. in der oeffentlichkeit sprechen sie nicht polnisch und
vermeiden jeden kontakt mit anderen landsleuten. emilia geht dieses
verhalten in fleisch und blut über. sie spricht nie über ihre
herkunft. den druck zuhause hält sie aber nicht mehr aus, zieht mit
sechzehn jahren aus und hält sich mit gelegenheitsjobs über wasser.
nach einer ausbildung zur opernsängerin kommt sie zum journalismus,
beginnt einen anderen blick auf ihre ursprüngliche heimat zu
erhalten und definiert letztlich ihre identität neu.
dieses buch ist ein etwas anderer
beitrag zum thema migration. es thematisiert eine einwanderergruppe,
der es gelingt, sich ziemlich unsichtbar zu machen. wie assimilation
und integration über alles gestellt wird, lässt einen beinahe etwas
aufschrecken. der autobiografische text wird ergänzt durch
analysierende kapitel, die das ganze in den mir weitgehend
unbekannten kontext der aussiedlerdeutschen stellen. das buch findet
ein versöhnliches ende und schliesst den kreis der handlung auf eine
schöne art.
13.12.2022
emilia smechowski: wir strebermigranten
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