26.12.2022

matthias jügler: die verlassenen

johannes, der ich-erzähler, wächst in den 1980er-jahren in halle auf. früh verliert er seine mutter. als er 14 jahre alt ist, verschwindet sein vater. von da an lebt er bei seiner grossmutter, die gut für ihn sorgt. aber den vielen fragen, die johannes beschäftigen, weicht sie aus und lässt ihn ohne antwort. lange nach dem tod der grossmutter findet er einen an seinen vater adressierten brief von einer frau aus norwegen. er fährt zu ihr in der hoffnung seinen vater zu finden. dies erfüllt sich nicht. doch erfährt er die gründe, warum ihm damals vieles unerklärlich war. hier entdeckt er, wie seine eltern wegen staatsgefährdenden verhaltens überwacht und bedroht worden waren.
eine kindheit und jugend in der ddr, beeinflusst durch die tätigkeiten der staatssicherheit, die unsägliches leid mit sich brachte — dies ist das zentrale thema, das ganz aus der perspektive des jungen berichtet wird. knappe und klare sätze prägen diesen text. genau so wie das kind nicht versteht, was hier geschieht, ist es mir ergangen, alles von anfang an zu erfassen. ich musste das buch gleich ein zweites mal lesen, dann aber machte es mich tief betroffen. dieser roman ist in seiner schlichtheit etwas ausserordentliches.

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