18.06.2023

lukas baerfuss: eine krume brot

in der schule hat adelina mühe mit rechnen, lesen und schreiben. ihre wirklichen begabungen werden kaum gefördert. so bleibt ihr letztlich als junge frau nur die arbeit in der fabrik. dazu wird sie ungewollt schwanger und nach einiger zeit vom kindsvater verlassen. als alleinerziehende mutter muss sie sehen, wie sie über die runden kommt. sie lernt emil kennen, einen erfolgreichen mann, der nicht nur ihre schulden bezahlt, sondern sich auch liebevoll ihrer tochter emma zuwendet. mit dem kauf eines alten bauernhofs in den piemontesischen bergen scheint emil eine gemeinsame zukunft zu planen. plötzlich verschwindet emma dort und auf der suche nach ihr, trifft adelina auf leute einer revolutionären untergrundbewegung, die ihr anbieten, ihre tochter zu suchen, wenn sie einen gefährlichen auftrag übernimmt.
schon jahre vor der geburt der hauptprotagonistin beginnt der roman und bildet einen schönen einstieg in die exemplarische geschichte über das leben einer frau in immer auswegloserer armut, mit den daraus resultierenden gefahren. verzweigt und immer wieder sich überraschend wendend bleibt die handlung realistisch und besticht nicht zuletzt durch die treffenden schilderungen der aengste und stimmungen. die direkte sprache lässt einen kaum los und bildet das problem der armut und deren folgen unmittelbar und unausweichlich ab. der in die 1970er-jahre gelegte roman ist mit seiner thematik nach wie vor aktuell und trotz des ernsten themas und der tragik schön zu lesen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen