12.06.2023

sasha filipenko: der ehemalige sohn

nach einem unfall liegt der junge musiker franzisk im koma. längerfristig wird er von den aerzten aufgegeben, nur seine grossmutter glaubt daran, er werde wieder erwachen. täglich sitzt sie stunden an seinem bett, spricht mit ihm, liest ihm vor und pflegt ihn. nach zehn jahren erwacht er aus seinem koma und erholt sich unwahrscheinlich schnell. zurück im alltag trifft er auf ein land, in dem sich kaum etwas verändert hat. alles ist noch gleich wie damals: der gleiche präsident an der macht, die gleichen schwierigkeiten im land. für den jungen franzisk, der zehn jahre seines lebens nachholen will, ist dies nicht der ort. er entscheidet sich das land richtung deutschland zu verlassen. aber bei der erlangung des visums tauchen unerwartete schwierigkeiten auf.
ohne seinen tiefgang zu verlieren, ist dieser hochaktuelle roman humorvoll und leicht zu lesen. die manchmal etwas unwahrscheinlichen umstände, die etwas skurrile handlung, tun der ernsthaften auseinandersetzung mit dem thema macht und unterdrückung durch einen diktator keinen abbruch. die subtile beschreibung der mechanismen in einem zunehmend totalitären staat ist bestechend. auch wenn diese geschichte an vielen orten auf der welt handeln könnte, wird spätestens bei der ersten erwähnung von minsk die vermutung bestätigt, dass es sich um belarus handelt..

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