22.09.2025

gianni jovanovic: ich, ein kind der kleinen mehrheit

gianni ist in eine roma-familie geboren und wächst mit deren traditionen auf. als kind wird er, allein weil er roma ist, ohne weitere abklärung in eine sonderschule eingeschult. bereits mit 15 jahren wird er mit einer 14-jährigen frau verheiratet, ein jahr später ist er bereits vater. zu jener zeit weiss er bereits von seiner homosexualität, er macht damit auch seine ersten erfahrungen. wegen seines comming-outs anfangs 20 muss er seine familie verlassen. mehr als zehn jahre später blickt er zurück auf seine entwicklung und politisierung, die ihn zu dem gemacht hat, was er heute ist. mittlerweile ist er mit seinem freund verheiratet und kämpft für aufklärung und toleranz.
hier liegt eine biografie vor, wie es sie selten gibt. macht, kraft und drama sind die ersten begriffe, die mir dazu einfallen. mit einer abgeklärtheit und grosser reife blickt der autor zurück auf sein bisheriges leben. ausserordentlich persönlich vermittelt er uns seine eigene geschichte. damit lässt er uns in die meist unbekannte lebensrealität der sinti und roma blicken, deren verfolgung, deren leiden, aber auch deren zusammenhalt und fröhlichkeit. dieses sehr politische buch, das die diskriminierung von vielen verschiedenen menschengruppen aufzeigt, besticht vor allem durch offenheit. die eigenen erfahrungen und reflexionen machen gianni zu einem fürsprecher für viele minderheiten, die er ganz bewusst «kleine mehrheiten» nennt. das buch ist in zusammenarbeit mit der journalistin oyindamola alashe entstanden, deren kurzes nachwort das werk abrundet.


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