22.03.2019

amor towles: ein gentleman in moskau

kurz nach der oktoberrevolution wird der junge graf rostov zu lebenslänglichem hausarrest im hotel metropol verurteilt. dort wohnt er bereits in einer luxuriösen suite und muss diese nun aber mit einer kammer unter dem dach tauschen und als kellner im restaurant arbeiten. er verliert seinen humor, seine gelassenheit und seine ruhe nicht und findet sich in sein neues leben, das ihm nicht wenig freude macht. er wird zum renommierten oberkellner und findet in der sorge um das wohlbefinden seiner gäste seine bestimmung. eine freundin bittet ihn, sich ihrer sechsjährigen tochter sophie anzunehmen, weil sie ihrem mann in die verbannung nach sibirien folgen will. diese neue lebensaufgabe verändert das leben rostovs. mit nicht nur legalen mitteln überleben die beiden die jahre, bis sophie erwachsen ist.
abgesehen von der wilden, zeitweise beinahe unwahrscheinlichen geschichte, die hier ausgebreitet wird, faszinieren vor allem die einzelnen personen und das funktionieren der parteinomenklatura unter stalin und chruschtschow. die einflüsse des realen sozialismus auf den alltag in einem luxushotel, das so fern von dessen realität steht, könnten treffender nicht dargestellt werden. dieser sich über einige jahrzehnte erstreckende roman zeigt, wie in diesem schwierigen system der sowjetunion die menschen immer wieder wege und möglichkeiten finden, das beste aus ihrem leben zu machen. tiefgründigkeit, emotionalität und viel humor machen dieses buch zum echten lesevergnügen, das in einem überraschenden schluss endet.

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