08.03.2019

vincenzo todisco: das eidechsenkind

bei seiner grossmutter in der heimat konnte das kind draussen spielen und andere kinder treffen. im fremden land, wo seine eltern arbeiten, wird es in der wohnung versteckt, weil es in diesem land gar nicht leben darf. tagsüber bleibt das kind, während seine eltern arbeiten, alleine in der wohnung zurück. es lernt sich unbemerkt zu bewegen, sofort im schrank zu verschwinden, wenn es klingelt, und keinen lärm zu machen. aber irgendwann führt die neugier es heimlich hinaus aus der wohnung ins treppenhaus und in wohnungen der anderen leute, wenn diese nicht da sind. einzig einem mädchen aus dem dritten stock vertraut das kind und gibt sich zu erkennen. in einem versteck im dachstock treffen sie sich. aber auch der professor mit den vielen büchern entdeckt das kind und beginnt es fürs lesen und lernen zu begeistern.
der saisonierstatus in der schweiz erlaubte ausländischen arbeitskräften keinen familiennachzug. unter diesen bedingungen lebten nicht wenige kinder versteckt bei ihren eltern, existierten offiziell nicht und konnten keine schule besuchen. der roman handelt von diesem heimlichen, versteckten leben und berichtet aus der sicht des kindes subtil, beinahe poetisch über die ereignisse in diesem durchschnittlichen mietshaus. die freundschaften und die hilfsbereitschaft der bewohner stellen der abhängigkeit der menschen und ohnmacht dieser arbeiterleben etwas entgegen. trotz einer eigentlich unmenschlichen geschichte ist das buch schön zu lesen.

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