16.05.2020

christoph keller: uebers meer

astèr und claude lernen sich in den 1980er-jahren während einer hausbesetzung in einer schweizer stadt kennen und sie verliebt sich in ihn. er ist ein eher flüchtiger geist und verlässt die anarchische gruppe bald. zwanzig jahre später lebt astèr in new york und reist nach djerba um dort claude wieder zu treffen. sie wartet vergeblich am hafen: er und sein segelboot bleiben aus. ein taxifahrer zeigt ihr in der zeit des wartens die insel und beinahe kommen sie bei einem attentat ums leben. durch die verletzung bleibt ein kleines metallteil in ihrem kopf, das ihr einige tage ihrer erinnerung raubt. zur gleichen zeit kommt ein afrikanischer flüchtling mit claudes boot auf lampedusa an und wird verdächtigt, den eigner umgebracht zu haben. aber alles hat sich ganz anders zugetragen, darüber gibt ein tondokument zeugnis.
der vielschichtige politische roman verknüpft verschiedene erzählstränge und menschliche schicksale geschickt miteinander. auch wenn einzelne teile etwas abenteuerlich daherkommen, fügt sich die geschichte zu einem überzeugenden ganzen. phasenweise verliert der autor sich etwas in details, was der spannung nicht förderlich ist. nicht alle figuren sind gleich überzeugend: der afrikaner touré und der taxifahrer tahar sind glaubwürdig und realistisch dargestellt, während die hauptprotagonistin astèr eher blass bleibt. insgesamt ein buch, das über die geschehnisse auf dem mittelmeer aus verschiedenen ganz besonderen perspektiven einzigartig und sehr berührend berichtet.

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