22.05.2020

herta müller: atemschaukel

1944, nach der eroberung rumäniens durch die rote armee wird die dortige deutsche bevölkerung verhaftet und nach russland zu zwangsarbeit gebracht, so auch der 17-jährige leopold auberg. fünf jahre lager: schwerstarbeit unter härtesten bedingungen, ein alles beherrschender hunger und extreme klimatische bedingungen. «ich weiss, du kommst wieder», dieser satz, den seine grossmutter beim abschied sagte, hält leo am leben. nach fünf jahren ist die qual zu ende und er kann wieder heimkehren. doch zuhause ist nichts mehr wie früher. seine familie und er haben sich entfremdet, nichts von der alten gemeinsamkeit ist mehr da.
die autorin lässt leo von seinen erfahrungen erzählen. in kürzeren und längeren kapiteln berichtet er über seine geheimnisse als jugendlicher, über das lagerleben und die rückkehr. die chronologie tritt in den hintergrund zugunsten einer subtilen beschreibung von einzelnen erlebnissen, beobachtungen und begegnungen, die sich auf eine einzigartige weise zu einem gesamtbild fügen. leo kommt als anderer mensch zurück, seine familie und er finden nicht mehr zusammen. «seit der umarmung bei der heimkehr, seit acht monaten, hatte mich in diesem haus niemand mehr berührt», mit diesen worten ist beispielhaft alles gesagt.
dieses buch, das ganz anders ist als andere lagerberichte, enthält einen dichten und eindringlichen text, der beim lesen immer wieder gänsehaut und feuchte augen beschert.

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