29.12.2020

alexander osang: das leben der elena silber

viktor krasnow wird zu beginn des 20. jahrhunderts als revolutionär von den zaristischen garden hingerichtet. er hinterlässt seine frau und zwei töchter. die eine, jelena, heiratet später den deutschen ingenieur robert silber, der in die junge sowjetunion gekommen ist, um die produktion in der dortigen textilfabrik zu leiten. unter stalins herrschaft wird die politische lage schwierig: sie fliehen 1936 nach berlin und finden von dort zurück in roberts heimat schlesien. während des krieges ist robert – jetzt mitglied der nsdap – oft abwesend, in den nachkriegswirren verschwindet er ganz. jelena zieht nach berlin und muss ihre vier töchter alleine durchbringen. viele jahre später geht ihr enkel konstantin der familiengeschichte nach und fragt sich, ob sich alles so zugetragen hat, wie seine grossmutter es erzählt.
eine grosse familiensaga über ein jahrhundert tut sich beim lesen auf. realistisch und in sich stimmig ist die weitverzweigte geschichte leicht zu lesen. bestechend ist die immer wieder auftauchende fragestellung über vertrauen und misstrauen in all diesen wechselnden gesellschaftsordnungen. sie ist eine wichtige konstante in diesem spannend geschriebenen roman, der durchaus das zeug zu einem zeitdokument hat.

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