raufarhöfn
ist ein aussterbendes dorf an der isländischen nordküste. hier lebt
kalmann óðinsson,
eine art dorforiginal. er ist der selbsternannte sheriff des dorfes
und sorgt dafür, dass alles seine ordnung hat. sein grossvater
brachte ihm alles über die jagd und den haifischfang bei, also
alles, was man zum leben hier braucht. in der schule war er damals —
wie man heute sagen würde —
eher leistungsschwach. das
wohlgeordnete und beschauliche leben findet ein abruptes ende, als
kalmann auf der jagd, kurz nach dem verschwinden des besitzers des
einzigen hotels im dorf, auf eine grosse blutlache im schnee stösst.
eine kommissarin aus reykjavik beginnt mit der untersuchung des falls
und verhört kalmann, was ihn sehr nervös macht. eine ganze
spezialeinheit der polizei fällt ins dorf ein und bringt viel unruhe
mit. aber irgendwie schafft es kalmann nicht zuletzt dank seinem mut,
aber auch seiner naivität und ehrlichkeit aus der ganzen sache
beinahe als held herauszukommen.
eine
phantastische handlung und die plastische beschreibung isländischen
lebens, vor allem aber diese einzigartig facettenreiche und präzise
annäherung an einen menschen, der trotz gewissen defiziten seinen
platz in der gesellschaft gefunden hat, sind die grosse stärke
dieses romans. mit der liebevollen und subtilen beschreibung von
kalmanns emotionen, seiner wut, seiner sehnsüchte und unerfüllten
wünsche, aber auch seiner abhängigkeiten und missgeschicke versteht
der autor ihn würdevoll darzustellen. geschickt wird die ganze
geschichte aus der perspektive des hauptprotagonisten erzählt und
lässt einen so beim lesen immer auf dessen seite stehen. daneben
kreuzen die teils kauzigen dorfbewohnerinnen und -bewohner auf
unterschiedliche art und weise den weg kalmanns. trotz der immer
präsenten kriminellen handlung, die ein kaum erwartetes ende findet,
steht kalmann, sein leben und handeln im vordergrund. das buch ist
ein weises und grosses lesevergnügen und setzt menschen, die etwas
am rand stehen, ein denkmal.
05.12.2020
joachim b. schmidt: kalmann
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