26.03.2021

benjamin quaderer: für immer die alpen

johannes kaiser kommt nach seinen zwillingsschwestern zur welt und muss sich als kleiner bruder gegen sie behaupten. bereits als kind ist er ein wacher kerl mit viel phantasie. als sich seine eltern trennen, wird er in einem kinderheim untergebracht, wo er sich nur schwer einordnen kann. schon früh lehnt er sich auf und geht seine eigenen, von den autoritäten nicht immer gern gesehenen wege. als jugendlicher wird ihm seine heimat liechtenstein schnell zu klein, er klaut das moped eines freundes und fährt damit bis nach spanien, wo er seine karriere als hochstapler beginnt. später zurück in der heimat arbeitet er bei einer bank, entwendet dort daten über finanztransaktionen, die er später den deutschen steuerbehörden verkauft. dies macht ihn zum meistgesuchten staatsfeind.
das grundmotiv des romans ist eine geschichte, die sich in liechtenstein wirklich ereignet hat. wieviel wahrheit, wieviel fiktion? diese frage lässt sich nicht genau beantworten, wird beim lesen aber auch immer weniger wichtig. das buch lebt stark von seiner witzigen und erfrischenden sprache und der phantasievoll und hochintelligent geführten handlung. der autor, mit den lokalen gegebenheiten bestens vertraut, lotet die verhältnisse dieses kleinen landes, in dem jede jeden kennt und alle irgendwie miteinander verbandelt sind, bis an seine grenzen aus. faszinierend beleuchtet er die rolle der monarchie und das funktionieren des finanzplatzes aus einer zeitweise ans sarkastische grenzenden optik. diese mischung aus geschichtsbuch, krimi und gesellschaftsdrama birgt spannung und unterhaltung vom besten.

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