nura,
die tochter einer tschetschenischen familie träumt von einem
anderen, modernen leben, fern der traditionen ihrer gesellschaft.
während des krieges in ihrer heimat lässt sie sich auf kleine
illegale geschäfte mit soldaten einer kleinen russischen einheit
ein, um sich diesen traum zu finanzieren. aber sie gerät unter einen
verdacht, der sie letztlich das leben kostet. alexander orlow, der
als junger mann andere pläne hat, muss seine grosse liebe
zurücklassen und wird in diesem krieg teil eben dieser russischen
einheit und damit mittäter und mitschuldiger eines
kriegsverbrechens. zehn jahre später ist er zu einem der reichsten
oligarchen russlands aufgestiegen, aber die damaligen ereignisse um
den tod nuras lassen ihn nicht los. er findet keine ruhe und
entwickelt einen plan, um mit den früheren mitstreitern abzurechnen.
die junge georgische schauspielerin, die er für seinen plan gewinnen
will, weil sie nura so ähnlich sieht, beginnt aber, sich in dem
vorhaben zu verselbständigen.
die
stärke dieses werkes sind nicht nur der faszinierende wechsel
zwischen dem thrillerverdächtigen handlungsverlauf und der akribischen beschreibung und analyse des postsowjetischen lebens, sondern
auch die politischen aussagen und die treffenden
milieubeschreibungen. mit einer atemberaubenden sicherheit beschreibt
die autorin die mechanismen von abhängigkeit und gewalt, von macht
und erpressung, die sich in dieser zeit des wertewandels und der
quasi-abwesenheit des staates breit machen. dabei widmet sie sich
intensiv den gefühlen und moralischen vorstellungen der einzelnen
protagonisten. sprachlich brillant pendelt der text zwischen
grauenvollen ereignissen, humorvoll-sarkastischen szenen und schönen
bildern. dies alles ergibt eine einzigartige geschichte um schuld und
sühne, die einen unweigerlich gefangen nimmt. die anfängliche
schwierigkeit, sich im roman zu orientieren und den zeitsprüngen zu
folgen, verliert sich schnell, denn die sich aufbauende spannung
reisst nicht mehr ab und findet erst in den letzten zeilen ein völlig
unerwartetes ende. ich musste lesen, bis mich die augen schmerzten.
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