24.03.2022

cihan acar: hawaii

hawaii ist hier keine insel mit rauschenden palmen – hawaii heisst das stadtviertel zwischen industrieanlagen und bahntrassen, in dem vor allem türkische arbeiter mit ihren familien leben. hierher kehrt kemal zurück, nachdem seine vielversprechende fussballerkarriere wegen eines unfalls ein abruptes ende genommen hat. auf der suche nach sich selbst und seiner zukunft verbringt er die tage. er trifft auf alte bekannte, frühere freunde und versucht wieder mit sina, seiner früheren freundin, zusammenzukommen. gleichzeitig beginnen unruhen, die in einen richtigen strassenkampf zwischen neo-nazis und den migranten ausarten. kemal gerät, obschon er sich immer aus handgreiflichkeiten herauszuhalten versucht, mit hinein ins geschehen. danach will er nur noch weg von da.
aus der optik von kemal, der eine gewisse distanz zum geschehen zu halten versucht, wird hier die lebensrealität von jugendlichen aus migrantenfamilien aufgezeigt. gewalt, beleidigungen, unterdrückung, denen sie ausgesetzt sind, werden ebenso kritisch gesehen, wie die strukturen und machtverhältnisse innerhalb ihrer familien und gemeinschaft. der ungeschminkte einblick in das leben dieser parallelgesellschaft ist manchmal etwas überzeichnet, gleitet aber nie ins plakative ab. erfrischende momente, wie die dialoge mit seinem auto, lassen beim lesen hin und wieder auch etwas aufatmen. das buch – in einer klaren und direkten sprache geschrieben – vermag bis zum schluss die spannung zu halten.


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