23.03.2022

jürgen pettinger: franz

1922 geboren war für franz doms nicht die beste zeit, um als jugendlicher seine homosexualität zu leben. zur zeit seiner ersten erfahrungen mit anderen männern sind die nationalsozialisten bereits an der macht. nach 1938 werden auch in wien schwule männer von den behörden gezielt verfolgt. so kommt franz doms ein erstes mal mit dem gesetz in konflikt: er wird zu einem jahr gefängnis verurteilt. wieder in freiheit versucht er seinen bewährungsauflagen nachzukommen, was ihm aber nicht lange gelingt. sensibilität, gewisse leichtsinnigkeit und die suche nach der liebe bringen ihn wieder in gefahr. eine erneute festnahme führt letztlich zum todesurteil, das 1943 an dem damals 21-jährigen vollstreckt wird.
subtil und realistisch leuchten das leben und die lebensumstände dieses jungen mannes auf, der auf der suche nach sich selbst ist. exemplarisch berichtet der autor darüber, wie viele männer damals wegen ihrer sexuellen orientierung verfolgt worden sind. besonders eindrücklich bleiben mir die schilderungen des versteckten schwulen milieus und des gefängnisalltags in erinnerung. die zwischen dem text stehenden originaldarstellungen von vernehmungsprotokollen, gerichtsurteilen und anderen dokumenten illustrieren die damalige realität zusätzlich. auf deren grundlage wurde hier die mögliche lebensgeschichte von franz doms nachgezeichnet und ihm und den vielen anderen vergessenen opfern ein denkmal gesetzt.

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