27.08.2024

germana fabiano: mattanza

mattanza ist der einmal jährlich stattfindende höhepunkt des thunfischfangs auf der insel. der immer aus der gleichen familie stammende anführer – rais genannt – wartet schon lange auf einen erben. statt des erwarteten sohns wird ihm aber ein mädchen geboren. so wird dereinst zum ersten mal mit nora eine frau diese funktion übernehmen. wegen der immer grösseren fischfangflotten auf dem offenen meer werden die erträge der inselfischer immer kleiner. als die ersten touristen kommen und vor allem als die ersten schiffbrüchigen flüchtlinge stranden, verändert sich das bisher von traditionen geprägte beschauliche leben auf der insel. kann nora die traditionen bewahren und wie stellt sie sich all diesen veränderungen?
der spannende roman wirft einen anderen, umfassenderen blick auf inseln wie lampedusa, die zuvor kaum jemand kannte. wir folgen nora, der hauptfigur, erfahren über die durch die vorbestimmung belastete kindheit, aber auch über ihre reifung und stärke, mit der sie schliesslich die position des rais erfolgreich einnimmt. mit vielen, entlang der haupthandlung platzierten details werden freuden und sorgen der menschen reich illustriert. geschickt werden all die problemfelder zu einer kongruenten und reichhaltigen geschichte verwoben. schon alleine die beschreibung der inselgemeinschaft und die liebevolle art wie die menschen gezeichnet sind, lohnt das buch zu lesen. es bietet nicht nur einen starken literarischen beitrag zur aktuellen zeitgeschichte, sondern setzt sich auf eine spannende art mit geschlechterrollen auseinander.

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